So gehst du als Autor oder Autorin eine tiefe Beziehung zu deinen Figuren ein!
Die Figuren sind das Herz jeder Geschichte. Sie treiben die Story voran, entwickeln sich und erschaffen eine besondere Welt. Aus diesem Grund fließt bei Autoren und Autorinnen sehr viel Zeit, wenn sie ihre Roman Figuren erstellen.
Vor Kurzem saß ich an meinem Schreibtisch und versetzte mich in meine Figuren meines Romans hinein. Dann überkamen mich Gefühle und in meinem Bauch entstand ein gewisses Kribbeln. Mit der Zeit des Schreibens an meinem Roman habe ich eine so tiefe Bindung zu meinen Figuren entwickelt, dass ich beim Schreiben nicht nur denke wie sie, sondern auch eine Liebe zu ihnen entstand, die zwar rein fiktiver Natur ist, aber sich dennoch wirklich anfühlt. Der Vorteil: Die Figuren werden authentisch und bekommen ein Leben eingehaucht, sodass sie handeln, reden, fühlen und denken, wie sie es ihrem Charakter entspricht. Also: Schnapp dir dein Roman-Projektbuch, Papier oder Laptop und los geht’s! 🌞
Inhalt
1. Aussehen und Charaktereigenschaften der Figuren kreieren
2. Wo sind sie aufgewachsen, was sind ihre Werte und Weltanschauungen?
3. Die psychische Lage der Figur
4. Was treibt deine Romanfiguren an?
5. Fazit: Roman Figuren erstellen
1. Aussehen und Charaktereigenschaften der Figuren kreieren
Um Figuren in deinem Roman so richtig zum Leben zu erwecken, gehört eine Charakterisierung von Kopf bis Fuß, von der innerlichen Welt zur äußerlichen Welt in jedem Fall mit dazu. Als Autorin oder Autor erschaffst du neue Figuren, Persönlichkeiten, die so individuell sind, dass sie voll und ganz zur Geschichte passen. Aufgrund verschiedener Methoden der Figurenentwicklung kannst du deine Figuren authentisch gestalten, sodass beim Lesen der fertigen Geschichte die Grenze zwischen Fiktion und Realismus verschwimmt, da die Persönlichkeiten der Figuren bis ins Detail ausarbeitet wurden.
Am Anfang steht die Überlegung: Wie viele Figuren sollen in der Geschichte vorkommen? Wer sind deine Haupt- und Nebenfiguren? Wer sind die Antagonisten (Bösewichte)?
Figuren verbildlichen
Damit du für dich im Schreiben immer deine Figuren bis ins Detail vor Augen hast, empfiehlt es sich, vorab eine Charakterzeichnung anzufertigen. Dies kannst du entweder in Worten ausdrücken oder richtig skizzieren oder zeichnen – aber auch beide Formen in Kombination sind sehr unterstützend, um ein Bild deiner Hauptfiguren und Nebenfiguren zu kreieren.
Beschreibe deine Figuren mit all ihren Eigenschaften, positive sowie negative Charaktereigenschaften. Definiere ihr Aussehen, ihre Kleidung und ihre Interessen und Hobbys. Auch das Alter und die Körperstatur spielen eine große Rolle bei der Figurenentwicklung. Alles, was deine Figur verbildlicht, notierst du dir am besten und skizzierst sie vielleicht auf Papier oder suchst dir im Internet Bilder von Personen, die vom Optischen den Vorstellungen deiner Figur ähnlich sind. Deine Aufzeichnungen kannst du dir immer wieder beim Schreiben hervorholen, um festzuhalten, ob sich zum Beispiel das Aussehen innerhalb der Geschichte verändert oder zu überlegen, wie die Figur in einer bestimmten Situation nach oder entgegen ihrer Natur reagieren könnte. 🎨
Fragen zur Orientierung
Im Folgenden findest du einige Fragen, die während einer Charakterisierung deiner Romanfiguren sehr hilfreich sein können:
- Wie sehen die Figuren aus?
- Welche markanten Charaktereigenschaften besitzen sie?
- Welche Interessen und Hobbys haben sie?
- Was ist ihr Lieblingsessen?
- Welche Musik hören sie?
- Was bedeutet Freundschaft für sie?
- Wie stehen sie zu ihren Eltern?
- Haben oder hatten sie bereits eine Liebesbeziehung?
- Was machen sie in ihrer Freizeit am liebsten?
- Wie sieht der Inhalt ihres Kleiderschrankes aus?
- Was war ihre schönste Reise?
- Wie war ihre Kindheit?
- In welcher Umgebung oder Gesellschaft fühlen sie sich am wohlsten?
- Sind sie Warm- oder Kaltduscher?
- …
2. Wo sind sie aufgewachsen, was sind ihre Werte und Weltanschauungen?
Roman Figuren erstellen und ihre Umgebung, das Milieu bestimmen
Neben dem Aussehen in der Entwicklung von Romanfiguren sollten angehende Autoren und Autorinnen auch die äußere Welt der Figuren kennen, um genau zu wissen, wie ihre Figuren in bestimmten Situationen handeln.
Zur äußeren Welt, in der eine Figur lebt und sich bewegt, gehört das Milieu. Die Figur wächst in einem bestimmten Milieu auf, was sie prägt und in dem sie zu einem erwachsenen Menschen, bzw. zu einer erwachsenen Figur heranreift. Wenn du nicht genau weißt, in welchem Milieu sich deine Figuren ansiedeln lassen, dann schaue dir dazu gerne die sogenannten „Sinus-Milieus“ einmal an. Dort sind alle Milieus der Unter-, Mittel- und Oberschicht jeweils in differenzierte Milieus eingeordnet.
Werte und Moralvorstellungen
Je nach Milieu, in dem sich deine Figur befindet, richten sich in den meisten Fällen auch ihre Werte und Moralvorstellungen. Diese entstehen oft bereits in der Kindheit der Figuren, durch z.B. Erziehung und Erlebnisse, die diese Werte und Moralvorstellungen entstehen lassen und festigen. Stammt deine Figur beispielsweise aus einer Familie, die sich stark für die Umwelt einsetzt, so wird dieser Figur auch viel daran liegen, nachhaltig und ökologisch zu Leben und zu Handeln. Ist die Figur in einem Umfeld aufgewachsen, in dem die Bezugspersonen klauen oder andere ausrauben, so wird es in den meisten Fällen auch für diese Figur „normal“ sein, zu klauen. In ihrem Kopf ist vielleicht diese Moralvorstellung zu stark verankert, um zu erkennen, dass Raub eine Straftat und nicht in Ordnung ist.
Es kann durchaus sehr hilfreich sein, während der Figurenentwicklung nicht nur die Figur im Fokus zu analysieren und zu definieren, sondern auch in ihr Umfeld einzutauchen. Frage dich beispielsweise auch: Wie sieht der Ort, das Land oder das Haus aus, in dem deine Figur lebt?
Weltanschauung
Die Weltanschauung deiner Figur ergibt sich aus dem Milieu, in dem sie lebt oder aufgewachsen ist und ihren Wert- und Moralvorstellungen. Die Weltanschauung der Figur beinhaltet bestimmte Leit- und Glaubenssätze, die sich die Figur über Jahre durch eigene Erfahrungen, bestimmte Erlebnisse und Erziehung angeeignet hat.
Solche Sätze könnten beispielsweise sein: „Alles wird gut!“ oder „Warum immer ich? Es war klar, dass immer mir das passiert.“
Da Autoren und Autorinnen die Gestalter:innen ihrer eigenen Figuren sind, kann sich die Weltanschauung der Figuren auch mit der Zeit ändern, sowohl in eine positiv als auch in eine negativ geprägte Richtung.
3. Die psychische Lage der Figur
Die innere Welt von Romanfiguren gehört ebenso dazu, wie die äußere Welt. Die Psyche der Figuren machen diese erst so richtig einzigartig und individuell. Als Autorin oder Autor solltest du deine Figuren kennen. Du blickst auch in ihre Köpfe hinein und weißt genau, wie sie ticken und innerlich drauf sind. Du weißt direkt, ob Wut in ihnen brodelt, ob sie happy sind, gedankenverloren oder depressiv. Die psychische Stabilität oder Instabilität formt die Romanfiguren und lassen Leser und Leserinnen nachvollziehen, wie und warum sie denken, fühlen und handeln.
Innere Widersprüche
Wir alle tragen in uns in bestimmten Situationen, Lebensabschnitten oder aufgrund von Erlebtem innere Widersprüche. Diese äußern sich dadurch, dass wir verkopft nachdenken, unüberlegt handeln oder zweifeln. Aber auch Angst kann durch innere Widersprüche ausgelöst werden. Aber was ist eigentlich ein Widerspruch?
Ein innerer Widerspruch kann beispielsweise sein, dass es dir gut geht, du gesund bist und ein tolles Leben führst, aber dennoch unzufrieden bist und eigentlich ein anderes Leben führen möchtest. Es entstehen Unzufriedenheit und Zweifel und vielleicht auch Angst davor, dass eigene Leben neu zu gestalten. Auch deine Romanfiguren tragen solch innere Widersprüche in sich, die das Potenzial besitzen, starke Spannungen zu erzeugen und innere Konflikte der Figurenzu gestalten, die sich vielleicht auch auf die Geschichte im außen auswirken.
Niemand ist perfekt
Denk bei der Gestaltung und Entwicklung deiner Figuren bitte unbedingt auch daran, dass wie im wahren Leben, auch deine Figuren nicht perfekt sind. Jeder Charakter hat seine oder ihre positiven und negativen Seiten, Eigenschaften und Charakterzüge.
Es gibt zwar auch Romane, in denen die Figuren oft nahezu perfekt wirken. Allerdings rutschen diese dadurch in bestimmte Klischees und wirken schnell kitschig und unwirklich. Je stärker deine Figuren entwickelt sind, desto spannender wird deine Geschichte. Figuren mit Ecken und Kanten reizen die Leserschaft und machen die Geschichte spannend, da die Handlung für Leserinnen und Leser oft nicht vorhersehbar ist.
4. Was treibt deine Romanfiguren an?
Ziele und Bedürfnisse der Figur
Wie im echten Leben, sollten auch fiktive Romanfiguren bestimmte Bedürfnisse besitzen und eigene Ziele verfolgen. In jeder Geschichte verfolgen die Figuren eigene und zum Teil oft auch unterschiedliche Ziele und Bedürfnisse, die sich in ihrem Denken, Handeln und Reden widerspiegeln. Wenn du dir noch unsicher bist, welche Bedürfnisse deine Romanfiguren verfolgen, kann dir eventuell die Bedürfnispyramide nach Maslow helfen.
Die Pyramide ist in 5 Ebenen gegliedert. Die Grundebene umfasst alle Grundbedürfnisse, die physiologischer Natur sind. Dazu gehören beispielsweise Bedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen. Die darauffolgende Ebene ist die Ebene der Sicherheitsbedürfnisse. Diese umfasst Sicherheit in verschiedenen Lebensbereichen wie zum Beispiel im Beruf oder das eigene Zuhause. Die Ebene der Sozialen Bedürfnisse ist eine interessante Ebene, da diese Bedürfnisebene der Figuren in vielen Geschichten starke Spannungen, Dramen und Konflikte auslöst. Soziale Bedürfnisse umfassen Freundschaft, Familie, Liebe, etc. Eine weitere Ebene bezeichnet die Individualbedürfnisse oder auch Ich-Bedürfnisse genannt. In dieser Ebene wird das Bestreben nach individuellen Bedürfnissen wie z.B. Macht, Anerkennung oder Zugehörigkeit der Romanfigur erkannt. Die Spitze der Pyramide ist die Bedürfnisebene der Selbstverwirklichung. Diese Ebene besitzt am meisten zu allen anderen Ebenen Wachstumspotenzial. In diese Ebene fallen beispielsweise Fähigkeiten und die eigene Persönlichkeit der Figuren. Sie möchten ihrem Leben einen Sinn geben. Welcher Sinn ist es?
Motivation
Bei der Figurenentwicklung von Romanfiguren bildet die Motivation gemeinsam mit den Bedürfnissen, Zielen und der Strategie zur Zielerreichung ein Ganzes. Durch die bewusste oder unbewusste Motivation der Figuren bekommen Leser und Leserinnen ein Verständnis dafür, warum die Figuren so handeln, wie sie handeln und warum und vor allem wie sie ihre Ziele erreichen möchten. Kennen Autoren und Autorinnen die Motivation ihrer Figuren, entsteht bei den Leser:innen Sympathie oder Empathie für die Figuren und sie können sich gut mit ihnen identifizieren. ☀️
5. Fazit: Roman Figuren erstellen
Figuren sind komplex. Aber genau das macht sie so interessant und in der Geschichte einzigartig. Roman Figuren erstellen ist ein langer Prozess, weil dieser nicht damit endet, dass du nach dem Finden eines Buchthemas direkt deine Figuren charakterisiert und erstellt hast, sondern die Figurenentwicklung begleitet dich im gesamten Schreibprozess deines Romans. Deine Figuren wachsen mit der Geschichte und ihren eigenen Handlungen mit.
Hast du ein Buchthema und deine Buchcharaktere erstellt, kannst du beginnen einen ersten Plot über die Romanidee zu schreiben. Verwirkliche deine Story!